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Prospektieren mit Magneto- und Tachymeter

So einen wie Wolfgang Rösler hätte Heinrich Schliemann im 19. Jahrhundert auf seiner Suche nach Troja gut gebrauchen können. Schließlich hat sich die Archäologie längst zu einer High-Tech-Wissenschaft entwickelt. Heutzutage kann man in den Boden schauen, ohne Erdschichten abzutragen. Und dazu ist Geophysiker Wolfgang Rösler von der Universität Mainz in der Lage und hilft damit seinen Kollegen vom Institut für Vor- und Frühgeschichte, sich ein Bild vom römischen Vicus in der Nähe von Schwarzenbach zu machen.

High-Tech im Einsatz

Cäsium-Magnetometer heißt das Gerät, mit dem Wolfgang Rösler in den Untergrund späht. Das Instrument, das rund 30000 Euro kostet, besteht aus mehreren Komponenten. In der Hand hält Wolfgang Rösler ein Holzgestell Marke Eigenbau. An einem Ende sind Zylinder mit Geräteelektronik befestigt, die über Schläuche mit Sensoren verbunden sind. Auf dem Rücken trägt er eine Batterie. Wenn sich Rösler über Messerergebnisse informieren will, schaut er auf das Display des Metallkastens, der ihm um den Hals hängt. Über seiner rechten Schulter ragt eine GPS-Antenne heraus. Das satellitengestützte System zur Positionsbestimmung ermöglicht die relative Einordnung im Gelände. Ansonsten orientiert er sich an Rastern, in die die zu untersuchende Fläche eingeteilt wird. Diese marschiert der Geophysiker mit dem Magnetometer ab. Dabei misst er die Schwankungen des Erdmagnetfeldes im Boden. Die Messergebnisse des Cäsium-Magnetometers sind zurzeit die genauesten, die über diese Methode zu erzielen sind. Befinden sich im Untergrund beispielsweise Mauerreste oder Schlacke, so liefert das Gerät Werte, deren Magnetismus sich minimal, aber messbar von dem der Umgebung unterscheidet. Die Daten werden schließlich in ein Computerprogramm überspielt, das Magnetismus-Karten des Bodens erzeugt und den Wissenschaftlern Fundstellen offenbart. "Die Messbilder geben wir wegen Raubgräbern nicht komplett heraus", sagt Wolfgang Rösler.

Erkunden mit dem Tachymeter

Bei einer weiteren Methode, wie archäologische Stätten erkundet (oder prospektiert) werden, kommt das Tachymeter zum Einsatz. Studentin Daniela Braetz steht hinter dem Messgerät, das auf einem Stativ angebracht ist, und peilt Stäbe mit Reflektoren an, die ihre Kommilitonen Christine Brill und Christian Steigerwald in einiger Entfernung halten. Ein ausgesandter Lichtstrahl wird von den Spiegeln reflektiert, wobei gleichzeitig Strecke, Horizontal- und Vertikalwinkel gemessen werden können. Dieser Vorgang wird an vielen Punkten wiederholt. Die Daten werden schließlich in einen Computer übertragen, der mit Hilfe eines Programms ein Geländemodell erstellt.
Und schließlich werden mit dem Tachymeter auch Einzelfunde erfasst, beispielsweise das Bruchstück eines römischen Ziegelsteins. Dadurch lassen sich Rückschlüsse auf die Besiedlung ziehen.

(Der Artikel von Heiner Micansky ist im März 2007 in redigierter Fassung in der Saarbrücker Zeitung erschienen.)