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Archäologisches Projekt Otzenhausen/ Schwarzenbach

Gigantisch: Keltenring Otzenhausen

Nach ein paar Schritten im Wald hebt Patrick Jung etwas auf. "Hier haben wir zum Beispiel einen römischen Ziegelstein, der kommt von einem römischen Dach", erklärt er. Der Doktorand gehört zu einer Gruppe von Studenten und Forschern des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Uni Mainz, das in diesen Tagen ein studentisches Praktikum zum archäologischen Erkunden in der Nähe von Schwarzenbach veranstaltet. Diese Übung findet im Rahmen eines Forschungsprojektes statt, an dem sich neben dem Mainzer Institut die Terrex gGmbH, die Europäische Akademie Otzenhausen sowie die Gemeinde Nonnweiler beteiligen. Ziel ist die Einrichtung eines langjährigen wissenschaftlichen Schwerpunktes.

Positive Aussichten

"Das Projekt hat Vorteile für alle Beteiligten", freut sich Nonnweilers Bürgermeister Hans-Uwe Schneider bei einem Besuch der Flur Spätzrech in der Nähe von Schwarzenbach. Dort erkunden die Wissenschaftler und Studenten eine römische Siedlung, wobei unterhalb des römischen Tempels bereits in den 80er-Jahren keltische Überreste gefunden worden waren. Die geomagnetische Methode, die das Mainzer Institut unter anderem anwendet, um die Struktur und Ausdehnung des römischen Vicus` zu klären, wäre für die Gemeinde Nonnweiler nicht zu finanzieren, so Bürgermeister Schneider. Die Kommune stellt aber Kost und Logis für die elfköpfige Forschergruppe. Positiv schätzt Sabine Hornung, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Vor- und Frühgeschichte, die Aussichten ein, dass Drittmittel für das Forschungsprojekt akquiriert werden können. "Je interessanter die Ergebnisse, desto besser sind die Aussichten. Das kriegen wir schon hin", sagt die promovierte Wissenschaftlerin.

Optimale Partnerschaft

Durch die Vorarbeit der Terrex sei der Forschungsstand hervorragend. Über Thomas Fritsch, den Terrex-Projektleiter "keltischer Ringwall von Otzenhausen" ist auch der Kontakt zum Leiter des Instituts, Christopher Pare, entstanden. Vor drei Jahren hat Fritsch den Mainzer Professor bei einem Kongress getroffen. Fritsch nennt zwei Gründe, warum die Partnerschaft mit dem Mainzer Institut optimal ist: "Erstens die fachliche Ausrichtung mit dem Schwerpunkt Eisenzeit und zweitens die räumliche Nähe."

Internationales Interesse

Nach Ansicht von Sabine Hornung bietet das Gebiet Otzenhausen/Schwarzenbach "beste Perspektiven, dem Verständnis eisenzeitlicher Hierarchisierungsprozesse beziehungsweise dem Phänomen der Romanisierung einen großen Schritt näher zu kommen". Diese Themen prägten zurzeit auch international die archäologische Forschung. Für die langfristige Feldforschung sind bereits renommierte Universitäten aus England und Frankreich gewonnen worden. Ist der Keltenring ein Zentralort gewesen? Wie hat das soziale Leben und das Wirtschaften in der damaligen Zeit ausgesehen? Kann vielleicht zum ersten Mal der Nachweis für eine ökonomische Bedeutung der Erzverhüttung in prähistorischer Zeit erbracht werden? Was ist geschehen, als die Römer auftauchten? Dies sind Fragen, auf die die Wissenschaftler in den nächsten Jahren nach Antworten suchen wollen.

(Der Artikel von Heiner Micansky ist im März 2007 in redigierter Fassung in der Saarbrücker Zeitung erschienen.)