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Deutsch im 21. Jahrhundert

Was haben Fußball-Trainer Ottmar Hitzfeld, Regisseur Dieter Wedel und Komiker Hape Kerkeling gemeinsam? Alle drei sind Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache. Dessen Geschäftsführer Holger Klatte hielt im St. Wendeler Cusanushaus einen Vortrag über "Deutsch im 21. Jahrhundert". Rund 40 Sprachinteressierte kamen zu der Veranstaltung der Kolpingfamilie St. Wendel.

Wird Deutsch "abgehängt"?

Was sind die Gründe für den großen Einfluss der englischen auf die deutsche Sprache? Englisch werde von maßgebenden Berufsgruppen aus der Wirtschaft, des Sports und der Wissenschaft bevorzugt, sagte Holger Klatte. Da viele Menschen englisch sprechen und durch die Verbreitung über Massenmedien wie das weltweite Internet, könnten "sprachliche Vorbilder gesetzt werden". Zudem "wird Englisch als jugendlich und modern angesehen", so Klatte. Dies wolle sich die Werbung zunutze machen, indem sie ihre Botschaften in deutsch-englischem Kauderwelsch formuliere. Klatte: "Die Gefahr ist, dass das Deutsche abgehängt wird."

Deutsch ins Grundgesetz

Um die deutsche Sprache zu pflegen, stellte Geschäftsführer Klatte Forderungen: "Wir wollen, dass das Deutsche in den Einrichtungen der Europäischen Union besser berücksichtigt wird." Beispielsweise sollten EU-Ausschreibungen auch in deutscher Sprache die Regel sein. Zudem wiederholte Klatte die Forderung des Vereins Deutsche Sprache, das Deutsche im Grundgesetz zu verankern. Dies könne dazu beitragen, die Bedeutung des Deutsch-Unterrichts in Schulen zu wahren beziehungsweise zu steigern. Dass Englisch zur Verhandlungssprache bei deutschen Gerichten werde, lehnte Geschäftsführer Klatte ab: "Wir befürchten, dass dadurch eine der letzten Domänen der deutschen Sprache aufgebrochen wird."

Blick nach Frankreich

In der anschließenden Diskussion ging es in erster Linie darum, was gegen Denglisch, also den Mischmasch aus Deutsch und Englisch, getan werden kann. Ein Diskussionsteilnehmer regte das Schaffen einer deutschen Sprachakademie nach französischem Vorbild an, die sich um das Eindeutschen von Fremdsprachen-Begriffen kümmern soll.
"Mir hat der Vortrag sehr gut gefallen", sagte Thomas Gregorius aus St. Wendel. Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Sprache, mit der Klatte seinen Vortrag begann, sei ihm "so nicht klar gewesen". Dagegen hat der Abend Horst Specht "nicht so viel gegeben". Der St. Wendeler hätte sich gewünscht, dass Klatte den Schwerpunkt darauf gelegt hätte, was für das Bewahren der deutschen Sprache getan werden kann. Specht kritisierte in diesem Zusammenhang die SZ, in der auch überflüssige englische Wörter wie "Kids" stünden. Für Specht ist Sprachkritik Mittel zum Zweck: "Wenn niemand meckert, wird sich nichts ändern."



Info
Um die deutsche Sprache als eigenständige Kultur- und Wissenschaftssprache zu erhalten und vor dem Verdrängen durch das Englische zu schützen, ist im Jahr 1997 der Verein Deutsche Sprache gegründet worden. Nach eigenen Angaben hat der Verein mittlerweile über 31000 Mitglieder "aus nahezu allen Ländern, Kulturen, Parteien, Altersgruppen und Berufen". Kontakt: Verein Deutsche Sprache, Postfach 104128, 44041 Dortmund. Telefon: (0231) 7948520. Fax: (0231) 794 85 21. E-Mail: info@vds-ev.de



Link zur Website:
www.vds-ev.de

(Der Artikel von Heiner Micansky ist in redigierter Fassung am 15. April 2010 in der Saarbrücker Zeitung erschienen.)