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Survival-Kids

"Hoffentlich finde ich wieder zurück", sagt Claudia Barth, die Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt St. Wendel. Auf ihrem Gesicht liegt ein Lächeln. Die fünfzehn Jugendlichen, die sie in den Winterbacher Wald begleitet, dürften nach ein paar Stunden keine großen Probleme haben, aus der Wildnis zu finden. Schließlich nehmen sie an einem eintägigen Abenteuer-Camp teil, das die Outdoor-Profis des St. Wendeler Hochseilgartens leiten. Sie zeigen den Jugendlichen, wie man in der Natur überlebt.

Peilen mit dem Kompass

"Man hält den Kompass immer ein Stück von sich weg. Sonst könnte beispielsweise ein Messer das Messergebnis verfälschen", erklärt Martin Weischnur. Der ausgebildete Wildnisführer staunt nicht schlecht, als er in die Runde fragt, wer denn wisse, wie man mit einem Kompass umgeht. Die zehnjährige Emma Bungert aus St. Wendel, das einzige Mädchen des Survival-Trainings, referiert mal kurz über das Bestimmen von Richtungen mittels eines Magnetkompasses. Nach der Theorie kommt die Praxis. Die Jugendlichen lernen unter anderem das Anpeilen von markanten, unbeweglichen Punkten, beispielsweise einer dürren Fichte, um Marschkompasszahlen zu ermitteln.
Während Rudi Braun, der Chef des Hochseilgartens St. Wendel, das Kompassspiel "Peilst du's?" erklärt, klingt ein Halali durch den Wald. Ist ein Weidmann in der Nähe? Ja, aber ohne Waffe. Weil Wildnisführer Weischnur ein begeisterter Jäger ist, hat er ein Halali als Klingelton seines Handys eingestellt. Er drückt das Gespräch frei und nimmt kurz Kontakt mit der Zivilisation auf.
Beim Kompassspiel sind Emma Bungert, ihr Bruder Paul (12) und sein gleichaltriger Klassenkamerad Johannes Bürger eines von fünf Dreierteams. Sie peilen markante Punkte an und ermitteln die Marschzahlen. Dann gehen sie auf das visierte Ziel zu und zählen in Gedanken ihre Schritte. Äste knacken unter ihren Schuhsohlen, während sie sich durch das Unterholz schlagen. Pauls Handy hat zwar keinen Halali-Klingelton, aber eine Taschenrechnerfunktion. Damit bestimmt er die zurückgelegte Wegstrecke in Meter. Die Werte schreibt Emma auf einen Zettel. Denn später werden die Blätter unter den Teams getauscht. Vier von fünf Mannschaften sind erfolgreich und finden die Markierungen der anderen.

Umfangreiches Nachmittagsprogramm

"Es wäre wünschenswert, wenn auch Schulen an Wandertagen einen solchen Kurs anbieten würden", sagt die Kinder- und Jugendbeauftragte Claudia Barth. Das Abenteuer-Camp sei ein Ferienangebot der Stadt St. Wendel, die das Training mit acht Euro pro Teilnehmer bezuschusst habe.Gegen zwölf Uhr setzen sich die Jugendlichen auf eine im Wald ausgebreitete Plastikplane und stärken sich mit Butterbroten und Getränken. Kräfte sammeln ist angesagt, schließlich liegt vor dem Survival-Nachwuchs noch ein großes Nachmittagsprogramm: Bogenschießen, der Bau von Biwaks, das Versorgen von Verletzten, das Anfertigen von Tragen zum Krankentransport sowie das Feuermachen mit Magnesiumsteinen. Und am Ende des Tages haben die Kids nicht nur eine Menge gelernt, sondern auch viel Spaß gehabt.

(Der Artikel von Heiner Micansky ist im Oktober 2008 in redigierter Fassung in der Saarbrücker Zeitung erschienen.)